semitische Sprachen

semitische Sprachen
semitische Sprachen,
 
mit dem Altägyptischen, dem Koptischen, den Berbersprachen, den Kuschitensprachen und den tschadischen Sprachen zum hamitosemitischen Sprachstamm gehörige Sprachen. Die semitischen Sprachen stehen bei aller Verschiedenheit einander näher als die indogermanischen Sprachen; der Grad ihrer Ähnlichkeit entspricht etwa dem der germanischen oder slawischen Sprachen. Dem Akkadischen (Assyrisch-Babylonischen) als dem Ostsemitischen steht die Gruppe des Kanaanäisch-Hebräisch-Moabitisch-Phönikisch-Punischen, des Amoritisch-Ugaritischen, des Eblischen (oder Eblaitischen, Ebla), des Aramäischen (Reichsaramäisch, Palmyrenisch, Nabatäisch, Palästinensisch, Samaritanisch, Mandäisch) und des Syrischen (Jakobitisch, Nestorianisch) sowie neuaramäischer Volkssprachen (Malula, Turoyo) als das Nordsemitische (Nordwestsemitische) gegenüber; das Nordarabische (ältere Schicht: Safatenisch, Lihjanisch, Thamudisch; jüngere Schicht: Klassisch-Arabisch) bildet mit dem Südarabischen und Äthiopischen die Gruppe der südsemitischen (südwestsemitischen) Sprachen. Charakteristisch für die semitischen Sprachen sind die dreikonsonantischen Wurzeln, mit denen durch Veränderung der Vokale sowie durch Prä-, In- und Suffixe Verben und Nomina in Grundformen und Ableitungen samt ihren Flexionen gebildet werden; die Kehl- und Rachenlaute, die einzelne Sprachen in späteren Sprachstufen zum Teil aufgaben; die späte Herausbildung eines Tempussystems beim Verb, mit dem ursprünglich nur der vollendete oder unvollendete Aspekt bezeichnet wurde; der »status constructus« (Bezeichnung der verkürzten Form eines Nomens infolge seiner Determination durch ein anderes, den Hauptton erhaltendes Nomen); die drei Numeri: Singular, Dual und Plural, die drei Kasus: Nominativ, Genitiv und Akkusativ (später stark reduziert), die beiden grammatischen Geschlechter: Maskulinum und Femininum; die verschiedenen Aktionsarten beim Verb, z. B. Intensivum, Reflexivum und Kausativum; die Tendenz zur Parataxe im Satzbau und die Konsonantenschrift ohne Vokalbezeichnung, wo ein alphabetisches System verwendet wird (mit Ausnahme der äthiopischen Sprachen). Einzelne Sprachen weichen unter dem Einfluss von nichtsemitischen Sprachen gelegentlich von diesem Typ ab, z. B. das Neuhebräische durch den Einfluss europäischer Sprachen.
 
Literatur: Semitistik.

Universal-Lexikon. 2012.

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